Juristische Übersetzung: Was Sie für die Beauftragung wissen sollten

| Fachübersetzung

Juristische Übersetzungen setzen genaue Kenntnisse der Rechtssysteme in den jeweiligen Ländern voraus. Neben einwandfreiem Einsatz der juristischen Fachterminologie sind kulturelle und Sprachkenntnisse auf muttersprachlichem Niveau auch absolute Notwendigkeiten.

Recht ist ein sehr breit gefächerter und komplizierter Fachbereich. Dabei ist es für Laien häufig schon in der Muttersprache schwierig, alles richtig zu verstehen, was der Rechtsanwalt oder Notar erläutert. Umso wichtiger ist es, nur spezialisierte Übersetzer zu beauftragen, die sich im deutschen Rechtswesen und Rechtssystem des jeweiligen Heimatlandes sehr gut auskennen.

 

Was ist eine juristische Übersetzung und welche Besonderheiten sind zu beachten?

Es gibt eine Vielzahl von Dokumenten, die im weitesten Sinne zu den juristischen Übersetzungen zählen. Dazu gehören z. B.

  • Verträge wie Kaufverträge, Arbeitsverträge, Lizenzverträge, Dienstverträge
  • Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGBs), Lieferbedingungen
  • gerichtliche Schriftsätze wie Klagen, Klageerwiderungen, Beschlüsse und Urteile, Unterlassungserklärungen
  • notarielle Urkunden, Grundbuchauszüge
  • Geheimhaltungsvereinbarungen
  • Richtlinien
  • Gutachten
  • Patente
  • Datenschutzerklärungen
  • Vollmachten
  • Finanzunterlagen

Eine Gemeinsamkeit dieser Dokumente besteht darin, dass sie die wirtschaftlichen, vertraglichen, erbschaftsrechtlichen Beziehungen von zwei oder mehr Parteien regeln und die rechtliche Grundlage für diese bilden. In diesen juristischen Dokumenten sind die Grundlagen dieser Beziehungen fixiert, und sie sollen möglichst alle vorstellbaren Ereignisse und Gegebenheiten berücksichtigen.

 

Können juristische Texte zuverlässig, konsistent und präzise übersetzt werden?

Erschwerend dabei ist zu bedenken, dass es in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Rechtssysteme gibt. Der Übersetzer muss also die aktuellen geltenden Gesetze und die Rechtslage im Zielland kennen, damit diese vor dem Gericht Bestand hat.

Juristische Texte werden im Normalfall von Juristen und Rechtsfachleuten so verfasst, dass sie eindeutig sind und keine Auslegungsvarianten zustande kommen können. Deshalb kommt einer präzisen und rechtssicheren Formulierung in diesen Dokumenten und damit auch in deren Übersetzung ein hoher Stellenwert zu. Hier besteht keine „dichterische Freiheit“, der Übersetzer hat keinen Spielraum für freie und stilistisch verfeinerte Übersetzungen.

So sind zum Beispiel die Parteien eines Vertrags genau zu benennen. Diese Benennung muss im weiteren Verlauf des Dokumentes beibehalten werden. Handelt es sich beispielsweise um einen Kaufvertrag und die eine Partei wird als „Käufer“ bezeichnet, dann muss diese Partei im gesamten Vertrag „Käufer“ genannt werden, und nicht abwechselnd „Kunde“, „Käufer“, „Verbraucher“, „Klient“ usw.

 

Besonderheiten im Umgang mit juristischen Übersetzungen

Anwendbares Recht:

Normalerweise ist der juristische Quelltext rechtsverbindlich, d. h. die Version, auf die sich alle Rechtsparteien berufen. Die Übersetzung dieses Schriftsatzes erfolgt sozusagen zu „Informationszwecken“, meistens enthält der Vertragstext eine Klausel dazu, welche Version (meist die Originalversion) bei Streitigkeiten oder Differenzen maßgeblich ist. Dennoch ist es für die Übersetzung unabdingbar, präzise zu formulieren und die den rechtlichen Dokumenten eigene „Fachsprache“ zu verwenden, um Ungenauigkeiten und Auslegungsfreiräume zu vermeiden.

Unterschiedliche Rechtssysteme:

Eine weitere Besonderheit der Übersetzung juristischer Texte liegt darin begründet, dass die Rechtssysteme in den unterschiedlichen Ländern aufgrund unterschiedlicher Rechtstraditionen nicht identisch oder 1 : 1 übertragbar sind. Deshalb kann es durchaus vorkommen, dass ein bestimmter Begriff in der Ausgangssprache nicht mit einem äquivalenten Begriff in der Zielsprache übersetzt werden kann. In diesem Fall kann man sogar eine erklärende Umschreibung des Begriffs anführen.

Abweichende Begrifflichkeiten:

In manchen Fällen kann es auch schwierig sein, eine adäquate Übersetzung eines Begriffs zu finden, der in der Ausgangssprache und in der Zielsprache mehrere Möglichkeiten zulässt. So wird z. B. im angloamerikanischen Recht kein Unterschied zwischen Eigentümer, Inhaber und Besitzer gemacht, wie dies im deutschen Recht zu beachten ist. Bei einer Vertragsübersetzung in Englisch muss also der Begriff „owner“ je nach Situation entweder mit „Eigentümer“ (im Sinne von rechtlicher Zuordnung), „Besitzer“ (im Sinne von Sachherrschaft) oder „(Rechts-)Inhaber“ (im Sinne von Beziehung zu einem Recht) übersetzt werden.

 

Wie finde ich einen geeigneten Fachübersetzer für die hohen Ansprüche der juristischen Dokumente?

Eine professionelle juristische Übersetzung erfordert die absolute Professionalität des Fachübersetzers, der sich nicht nur mit den komplexen Begriffen und dem Stil dieser Texte auskennt, sondern auch mit den unterschiedlichen Rechtsauffassungen der einzelnen Länder und diese vergleichen kann.

Deshalb kommen nur kompetente Fachübersetzer in Frage, die ausschließlich in die jeweilige Muttersprache übersetzen und über eine mehrjährige Berufserfahrung auf diesem Gebiet verfügen. Idealerweise können die Übersetzer neben dem Sprachstudium auch ein juristisches Studium vorweisen, bzw. verfügen sie über langjährige Übersetzungserfahrungen bzw. Weiterbildungen auf juristischem Gebiet.

 

Müssen juristische Übersetzungen mit dem Rechtssystem im Zielland konform sein?

Eine juristische Übersetzung entspricht genau der juristischen Bedeutung des Quelltextes, ist aber nicht unbedingt konform mit dem Rechtssystem im Ausland. Der juristische Fachübersetzer, der sich mit den Gesetzen und Rechtslage im jeweiligen Land gut auskennt, darf trotzdem nicht inhaltliche Anpassungen an dem Originaltext zum Beispiel bzgl. anwendbares Recht vornehmen.

Das heißt aber nicht, dass das die Übersetzung nicht korrekt ist. Oft ist der Zweck einer Juristischen Übersetzung die andere Partei über den Inhalt im Quelldokument zu informieren. Für die Gewährleistung der Rechtssicherheit im Zielland, sollte ein Anwalt im Zielland kontaktiert werden, der den Vertrag bzw. Rechtstext nach ausländischem Recht prüft.

 

Für juristisch relevante Dokumente ist oft eine beglaubigte Übersetzung erforderlich

Bei Verwendung vor Gerichten sollte die juristische Übersetzung beglaubigt werden. Denn zur rechtlichen Anerkennung der juristischen Übersetzung im Ausland fordern Gerichte, dass die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Übersetzung beglaubigt wird.

Außerdem ist es für viele Zwecke, z. B. zur Vorlage der übersetzten Urkunden bei Behörden, erforderlich, dass die Übersetzung beglaubigt bzw. bestätigt wird. Dafür kommen nur Übersetzer in Frage, die entsprechend bei einem zuständigen Gericht beeidigt bzw. bestellt wurden.

Ihr Techni-Translate-Team

(Beitragsbild: Designed by yanalya / Freepik)

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